Psychopharmaka und Aut-idem-Regelung

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Aut-idem-Regelung

Niemals wollte ich Psychopharmaka nehmen, auf keinen Fall wollte ich mich darauf einlassen. Die müssen krasse Nebenwirkungen haben und betäuben lasse ich mich auch nicht. Ich wollte „das Zeug“ nicht nehmen. Auf gar keinen Fall. Psychopharmaka „No way – Leute“.

Das Rezept, das mir mein Hausarzt gab, wollte ich eigentlich nicht einlösen, doch er erklärte mir, dass es ohne diese Medikamente nicht gehen wird, zudem sollte ich mich drum kümmern einen Platz für eine Verhaltenstherapie zu finden.
Jetzt quälte ich mich schon über Jahre mit meiner Angst und Panikerkrankung durchs Leben, vermied viele Situationen, war total panisch und nun die Psycho-Pillen. Ich war immer noch skeptisch, aber die Aussicht zu haben, dass durch so ein Medikament sich mein psychisches Leiden nach zirka 6 Wochen verbessern sollte.

Na-ja genau! Das war es mir jetzt auf jeden Fall Wert und vertraute den Worten meines Arztes. Ab nächsten morgen drückte ich die erste Tablette aus der silbernen Aluminiumverpackung, teilte das Teil, denn ich sollte die Einnahme langsam beginnen und später eine ganze Tablette schlucken. Das war das erste Mal in meinem Leben – ich spürte erst mal nichts.

Nächste Herausforderung war mein erster Termin beim Psychiater – pardon Psychiaterin. Von nun an bezog ich mein Pillenrezept direkt vom Facharzt und glücklicherweise bekam ich das „Escitalopram“ immer vom gleichen Hersteller, weil ich bei jedem Rezept darauf Wert legte, dass sie das Kreuzchen bei, Kästchen „Aut-idem“ machte, erst dadurch war es sichergestellt, dass die Apotheke mir den gewohnten Hersteller aushändigte.

Ich meine am Anfang wollte ich überhaupt nix wissen von dem Zeug, es hatte mich riesen Überwindung gekostet das Medikament überhaupt einzunehmen, deshalb wollte ich zumindest immer von dem gleichen Produzenten versorgt werden. Das ging auch über viele Jahre so weiter, bis eines Tages der Apotheker mir einen anderen Hersteller vor die Nase hielt. Das muss eine Verwechslung sein, doch auf dem Rezept war kein Kreuzchen mehr auf dem mir so wichtigen Kästchen „Aut-idem“ vorhanden.

Oh nein, auch eine Nachfrage bei der Psychiaterin führte nicht zum Ziel, denn sie hätte mal wieder die Anweisung der Krankenkasse bekommen, dass es nur in Ausnahmenfällen erlaubt sei, dass mir so wichtige Kreuzchen zu machen. Okay meinte ich, dann lass ich ich „ein – mal“ auf den Wechsel ein, was bleib mir auch sonst übrig, es blieb nicht bei dem „einen- mal“, sondern von nun an durfte ich mich immer „wieder-ein-mal mit einem Herstellerwechsel auseinandersetzen..

Persönlich finde ich das sehr uncool, denn gerade bei Psychopharmaka finde ich eine verbindliche und gewohnte Medikamentenhandhabung durch gleichen Hersteller beruhigend und positiv empathisch!

Was versteht man unter der „Aut-idem-Regelung“ (lateinisch: aut idem = oder das Gleiche)?
Es verpflichtet Apotheker, ein wirkstoffgleiches preisgünstigeres Arzneimittel abzugeben, falls der verordnende Arzt dies nicht ausdrücklich durch ein Kreuz im Aut-idem-Kästchen des Rezeptvordrucks ausgeschlossen hat.

Meine Psychiaterin gab mir nun den Tipp, dass ich quasi einen sanften Übergang bei zwei verschiedenen Herstellern anwenden könnte. Mal angenommen ich nehme aktuelle das Medikament des Herstellers „A“ und bekomme durch ein neues Rezept das Medikament vom Herstellers „B“. Dann wäre das Vorgehen so, dass ich vielleicht die letzten 10 Dragees der Aluminiumverpackung „A“ Tagesweise – abwechselnd mit dem Hersteller „B“ einnehmen könnte, bis das Vorgänger Medikament verbraucht ist.

Beispiel: 7 Tabletten pro Woche
Hersteller „A“ = Montag – Mittwoch – Freitag – Sonntag (4)
Hersteller „B“ = Dienstag – Donnerstag – Samstag (3)